… und wieder ein Wechsel an der Spitze erst in der Schlussrunde
Wie schon im vergangenen Jahr hat der Obervogtlandmeister einen anderen Namen als der vor der letzten Runde Tabellenführende. Hatte nach 5 Runden noch der Vorjahressieger Heinz Zöphel (VfB Adorf) einen ganzen Wertungspunkt Vorsprung vor Claus-Peter Franke (SV Markneukirchen), entführte dieser den Titel trotzdem zurück in die Musikstadt. Er durchriss das Zielband vor dem Adorfer nach der letzten Partie mit einem halben Wertungszähler mehr. Beide haben 5,5 Punkte aus 6 Partien erzielt, was einem Traumergebnis entspricht. Die jeweils halben Zähler wurden gegeneinander abgegeben.
In den letzten beiden Runden bekamen sie den dritten heißen Kandidaten um die obervogtländische Schachkrone, Jochen Bandt (SK König Plauen), vorgesetzt. Während Claus-Peter in der Vormittagspartie gegen Jochen aufgrund eines taktischen Fehlers keine großen Schwierigkeiten hatte, wurde die Nachmittagspartie Zöphel – Bandt zum Zünglein an der Waage. Nicht mehr um die Spitze – die war an dieser Stelle bereits an Claus-Peter, da dieser seine Partie gegen Stephan Meyer (SK König Plauen) schon gewonnen hatte, vergeben. Nur wusste das noch keiner. Um Platz 3 ging es. Jochen Bandt hätte mit einem Sieg die Bronzemedaille erhalten können. Bei Niederlage oder Remis wäre Burkhard Atze der lachende Dritte. Die Partie zog sich hochspannend bis fast über die maximale Bedenkzeit von 4 Stunden hin. Was der Plauener im Mittelspiel mit einem brachialen Königsangriff aufbaute, war schon sehenswert. Vielleicht war es aber eine kleine Idee zu inkonsequent gespielt oder der Angriff wäre bei genauem Spiel nicht durchgeschlagen – wer weiß das schon – er wurde jedenfalls abgewehrt. Der Konter brachte dem Adorfer den Sieg und den Platz 2 in der Finaltabelle. Die Partie war jedenfalls eine der besten der Meisterschaft.
Stephan Meyer erhielt zwar „nur“ die Holzmedaille, also Platz 4, erkämpfte aber ein Achtungsergebnis. Er musste sich lediglich Heinz Zöphel und Claus-Peter Franke geschlagen geben, den Rest gewann er. Die weiteren Ergebnisse sind in der Tabelle verewigt.
Dort stehen übrigens in der Titelspalte die Kürzel „S“ (das steht für Senior, also für über 60 Jahre) und „J“ für Jugendlicher (U18). Für diese beiden Gruppen gab es eine separate Wertung. Der Preis für den beste Senioren wurde durch die beiden Erstplatzierten C.-P. Franke und Heinz Zöphel, die ja auch beide Ü60 spielen, weitergereicht, da sie bereits prämiert wurden. Er fiel dem Nächsten der Rangliste, Karl-Heinz Vogel (SV Markneukirchen), auf Platz 7 zu.
Größere Priorität als der Seniorenpreis genoss allerdings die Jugendwertung. Erstmals wurden die drei besten Nachwuchsspieler prämiert. 7 Kandidaten konnten darauf Anspruch erheben und zeigen, was in ihnen steckt. Für die meisten von ihnen war es das erste „große“ Turnier, ein Turnier mit Erwachsenen, an dem sie teilnahmen. Entsprechend Lehrgeld wurde bezahlt, weshalb es auch nicht verwundert, dass sie nicht weiter vorn in der Tabelle landeten. Einzig Oliver Seidel vom SC Reichenbach schaffte den Sprung in die erste Tabellenhälfte – und das ohne einmal kampflos gewesen zu sein. Damit bewies er, dass er im Moment richtig gut in Form ist, und bekam prompt den ersten Jugendpreis. Zweiter wurde Jakob Vollhardt vom VfB Adorf und Dritter Andi Möckel (SV Markneukirchen). Ein heißer Kandidat wäre sicher Simon Burian (SK König Plauen) gewesen, der allerdings am gestrigen Tag das Krankenlager hütete.
Um den Anreiz für die Turnierteilnahme etwas höher zu gestalten, wurde der Jugendpreis in dankenswerter Weise von der Firma Zylindermaschinenbau Siegfried Dreier, Markneukirchen, gestiftet. Hier sieht man wieder, dass Frank Dreiers Herz einfach für den Schachnachwuchs schlägt. Wir gratulieren den jugendlichen Gewinnern und wünschen ihnen vor allem viel Erfolg bei ihrer weiteren Entwicklung.
Für uns hat es sich gelohnt, die Jugend in den Wettkampf der OVL-Meisterschaft zu integrieren. Soviel geballte Erfahrung schlägt ihnen sonst nicht entgegen. Ein ideales Umfeld, um sich zu beweisen und vor allem, um Wettkampfluft außerhalb ihrer Altersklasse zu schnuppern. Wahrscheinlich werden wir im nächsten Jahr zur Wiederholung schreiten. Oliver Seidel zeigte eindrucksvoll, dass der Weg richtig ist.
Ein weiterer Dank geht an die Wirtin des Adorfer Schützenhauses, die uns ihre Lokalität für zwei Spieltage zur Verfügung stellte. Da geht auch noch was, wenn der eine oder andere zerstreute Schachspieler trotz mehrmaliger Erinnerung mal wieder vergessen hat, sich für ein Mittagsgericht einzuschreiben. Es bleibt im Adorfer Schützenhaus keiner hungrig. Aber auch die freundliche Aufnahme am ersten Spieltag in Bösenbrunn sollte noch einmal Erwähnung finden.
Ich glaube, im Namen aller zu sprechen, wenn ich sage, dass die Obervogtlandmeisterschaft 2012/13 ein schönes und spannendes Turnier war, das übrigens nicht zuletzt auch von der Teilnahme der um die Tabellenspitze spielenden beiden Plauener Jochen Bandt und Stephan Meyer profitierte. Fairness und gute Stimmung untereinander bestimmten die Atmosphäre. So soll es sein und so kann es bleiben. Wir hoffen, dass es im nächsten Jahr ein Anknüpfen an die schöne Teilnehmerzahl von 27 Spielern geben wird und wünschen allen Teilnehmern zunächst einmal einen schönen Sommer!
(Frank Weller)
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